Um dem Ökosystem für Social Entrepreneurship in Deutschland einen Wachstumsschub zu verpassen muss man das Rad nicht neu erfinden. Das Geld, die Idee zur Umsetzung und internationale Erfolgsbeispiele sind da. Was fehlt ist eine politische Entscheidung zur Reform.
Markus Sauerhammer (SEND e.V.), Antonis Schwarz (Alumnus des Ashoka Support Netzwerks) und Andreas Zubrod, riefen gemeinsam mit dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, der Bundesinitiative Impact Investing, dem Verband Deutscher Erbenermittler und Ashoka das Projekt zum Aufbau eines Social Impact Fonds durch nachrichtenlose Vermögenswerte ins Leben.
WAS SIND NACHRICHTENLOSE ASSETS?
Nachrichtenlose Assets sind Vermögenswerte, bei denen ein Finanzdienstleister den Kontakt zu seinem Kunden verloren hat, z.B. weil er verstorben ist und sein Erbe hiervon keine Kenntnis hat. Innerhalb der G7 hat Deutschland als einziges Land noch keine gesetzliche Regelung für den Umgang mit diesen Assets. Abhängig von der jeweiligen Schätzung liegen allein auf nachrichtenlosen Bankkonten zwischen 2 und 9 Milliarden Euro. Weitere Assets sind z.B. nachrichtenlose Depots oder Investmentkonten. In anderen Ländern werden diese Gelder produktiv genutzt. So finanziert z.B. Japan darüber Lösungen für die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. In Großbritannien transferieren Banken das Geld nachrichtenloser Konten an einen sog. “Reclaim Fund”. Dieser Fonds verfügt über ausreichende Mittel, um Rückforderungen von Kontoinhabern jederzeit zu erfüllen und nutzt überschüssige Gelder als soziales Investitionskapital.
WIE KÖNNEN SOZIALE INNOVATIONEN UND DIE GESAMTE GESELLSCHAFT DAVON PROFITIEREN?
Aktuell stehen wir vor einer Vielzahl großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie dem Klimawandel, einer alternden Gesellschaft oder dem Strukturwandel durch die digitale Transformation. Trotz der Wichtigkeit und Dringlichkeit dieser Themen haben es innovative Lösungen in Deutschland noch immer schwer, die passende Finanzierung zu erhalten. Über den Aufbau eines Social Impact Fonds durch die Nutzung nachrichtenloser Assets könnte die Finanzierung ohne Belastung der Steuerzahler sichergestellt werden. Wie das genau funktionieren kann im umfangreichen Bericht nachgelesen werden und erklärt dieses Video.
Gewinner des vorliegenden Konzeptes wären Kunden, Finanzdienstleister und die Gesellschaft als Ganzes gleichermaßen. Für die Kunden bzw. andere Berechtigte, wie z.B. Erben würde die Auffindbarkeit der nachrichtenlosen Assets über ein zentrales bundesweites Register deutlich verbessert und vereinfacht. Finanzdienstleister wie Banken erhalten einen sicheren und international üblichen Rechtsrahmen und senken langfristig ihren Verwaltungsaufwand durch die Reduktion aufwendiger manueller Prozesse und weiterer IT-Systeme. Auch das politische Reputationsrisiko, welches mit der bislang fehlenden Regulierung einhergeht, würde minimiert.
WAS MUSS JETZT GETAN WERDEN?
Die Politik spricht viel von Innovationen für die Lösung der Klimakrise und anderer gesellschaftlichen Herausforderungen. Das vorgeschlagene Modell ist ein Angebot diesen Worten Taten folgen zu lassen.
Markus Sauerhammer, 1. Vorstand, SEND
Für die Gesamtgesellschaft würde über einen Social Impact Fonds das dringend benötigte Kapital für innovative Lösungen unserer gesellschaftlichen Herausforderungen generiert, ohne - angesichts einer sich abzeichnenden Wachstumsdelle - Belastungen für die Steuerzahler zu erzeugen. Jetzt liegt es an der Politik, entsprechende Lösungen zu realisieren.
Der vorliegende Bericht zur Nutzung nachrichtenloser Assets soll hierzu eine Diskussions- und Arbeitsgrundlage liefern und beschreibt detailliert die möglichen Parameter eines Social Impact Fonds in Deutschland.