Judit Costa
Judit joined Ashoka in September 2021 to establish the thematic fiels “growing up as a changemaker” in Germany. She would like all children and youth to develop courage as well as skills to tackle the social issues at hand. Human rights work is close to Judit´s heart. She has been an advocate for children´s rights for many years at the United Nations, Human Rights Watch and the German National Coalition for Children´s Rights.
Die Kraft der Vorbilder
„Wer ist Dein Vorbild?“ Was für eine blöde Frage. Freundschaftsbücher, Kennenlernübungen in der neuen Klasse, überambitionierte Familienmitglieder – irgendwo lauerte diese Frage immer. Sie hat mich als Kind überfordert und tut es heute auch noch. Warum? Weil ich der Auffassung war, hier eine berühmte Person nennen zu müssen, damit mein Gegenüber diese berühmte Person auch kennt. Irgendeine Sportlerin, eine Schauspielerin oder vielleicht eine Politikerin. Aber ich würde ja auf keinen Fall wollen, dass mein Gegenüber die Nase rümpft über diese berühmte Person, die ich ja bewundere.
Inzwischen spreche ich über Menschen, die ich tatsächlich kenne, wenn ich nach Vorbildern gefragt werde. Und Ashoka Fellow Katja Urbatsch von Arbeiterkind.de bestätigt, dass genau diese nahbaren Vorbilder prägend für die eigene Laufbahn sind: „Das Erzählen der eigenen Bildungsgeschichte ermutigt Menschen aus Familien ohne akademische Tradition zum Studium. Schüler:innen, in deren Umfeld niemand studiert hat, haben keine Vorbilder. Unser Bildungssystem tendiert dazu, vermeintlich sozial schwache Menschen früh in Schubladen zu stecken. Es sind Zuschreibungen wie „Abitur wirst du nicht machen“, die das Selbstwertgefühl von Heranwachsenden aus sozial schwachen Haushalten mindert. Wenn Kinder und Jugendliche bisher kaum Ermutigung, Zutrauen und Selbstwirksamkeit erlebt haben, wie soll es ihnen dann möglich sein, daran zu glauben, dass sie gesellschaftliche Veränderung bewirken können?“
Es sind die kleinen, manchmal unscheinbaren Geschichten, die zu Geschichten mit Vorbild-Charakter taugen. Manchmal steht eine sportliche Leistung im Vordergrund, manchmal aber auch Mut oder einfach Sturheit. Als ich selbst ein Teenager war, bewunderte ich ein Mädchen in meiner Klasse, die Pferdeflüstererin werden wollte. „Das ist doch kein Beruf!“ wurde ihr entgegengeschleudert. Und was tut sie jetzt? Nach einem Veterinärmedizinstudium hat sie sich in Osteopathie für Pferde spezialisiert und macht jetzt genau das, was ihr damals vorschwebte. Momente von Selbstwirksamkeit, Unterstützung durch andere Menschen und immer wieder Beispiele, wie andere ihre eigenen Ziele verwirklicht haben ebnen dazu den Weg. Welche alltäglichen Vorbilder haben Dich in der Jugend beeindruckt?