„Da kommen die Knackis – jetzt gibt es Hollywood“ 

Teilhabeerlebnis

„Da kommen die Knackis – jetzt gibt es Hollywood“ 

“So ungefähr”, sagt Patrick, “reagieren Kinder, wenn sie zusammen als Schulklasse das erste Mal vor den Türen eines Gefängnisses stehen, welches sie gleich besuchen werden.”

Warum wir denken, dass ausgebildete Straftäter Schulklassen besuchen und Schulkinder in Gefängnisse gehen sollten, erfährst du hier: ⛓️?

Unser Fellow Volkert Ruhe hat uns für die zweite Teilhabeerfahrung im Rahmen des Vorprogrammes für den Ashoka Changemaker Summit 2024, in sein Wohnzimmer eingeladen.

Ich, Anna Lolk – Werkstudentin für Kommunikation bei Ashoka, saß neben Patrick. Er ist Anti-Gewalt-Trainer, Boxer und Gefangener im offenen Vollzug. Er berichtet uns wie, GhJ ihm geholfen hat, einen Sinn hinter den Gefängnismauern zu finden. Einen Weg etwas zurückzugeben, im Gegensatz zu den 20 Jahren vor seiner Verurteilung, wo er hauptsächlich nur genommen hat, wie er selbst sagt.

Doch was macht GhJ eigentlich? Die Organisation wurde 1996 von Volkert Ruhe und zwei weiteren ehemaligen Straftätern hinter Gefängnismauern gegründet. Das Ziel: Jugendliche früh genug die Folgen von Straftaten nahe zu bringen und Gefangenen eine sinnvolle Aufgabe zu geben, bei welcher sie etwas zurückgeben können.

In verschiedenen Programmen, wie Justizvollzugsanstalt-Besuchen, Schulpräventationsunterricht, oder dem pädagogischen Boxen lernen die Kinder, dass das Gefängnis doch nicht so cool ist, wie es in Filmen und Serien, oder auch oftmals in Musik dargestellt wird. Viel mehr sind die meisten Kinder, die einen Tag in der JVA verbracht haben am Ende des Tages nicht mehr der Überzeugung “Gangster” werden zu wollen.

Das besondere an GhJ ist, dass sie die Kinder verstehen, was sie bewegt. und Das Team von GhJ redet nicht von oben auf sie ein, sondern diskutiert mit ihnen: auf Augenhöhe.

Ein Jugendlicher, dem GhJ besonders geholfen hat ist Andree. Er sitzt neben Volkert und erzählt uns seine Geschichte.

Andree war, so sagt er es selbst, das typische Problemkind. Es fiel ihm schwer sich in der Schule zu konzentrieren, sein Schulabschluss war gefährdet und er ließ seine Wut an Mitschüler:innen auf dem Pausenhof aus. Was ihm half: Boxen. Um genauer zu sein, das von GhJ angebotene pädagogische Boxen. Drei Mal die Woche geht Andree an einen Ort wo er sich abreagieren und sich selbst stabilisieren kann - eine Alternative zu seiner Peer-Group findet. Boxen wird sein Hobby und neben einem Zeitvertreib, baut er so auch Vertrauen in sich selbst auf. Andree hat gerade seinen Schulabschluss gemacht und fängt auch schon bald eine Ausbildung als Dachdecker an. Regelmäßig Boxen geht er immer noch und wenn sein eigentlicher Gegner nicht “zu schwer” für ihn gewesen wäre, hätte er auch schon letztens seinen ersten Kampf gehabt. ??

Teilhabe ist wie ein gegenseitiges Puzzlespiel, bei dem beide Seiten ihre fehlenden Teile finden und dadurch ein vollständiges Bild erschaffen.

Vielen Dank an Gefangene helfen Jugendlichen für eure Offenheit, danke Volkert für deine Gastfreundschaft und danke an alle andere, die mit ihren Fragen diese Runde lebendig gefüllt haben.

Du möchtest auch mal bei einem Teilhabeerlebnis dabei sein? Melde dich gerne bei uns!